Erst denken, dann designen: Meine Wireframe-Erleuchtung

Als Webdesigner habe ich schon so manche Website direkt ins kalte Wasser geschmissen – ohne Plan, ohne Struktur, einfach drauflos designt.
Das Ergebnis? Chaos pur! 😅
Bis ich Wireframes für mich entdeckt habe. Diese simplen, grauen Kästen haben mein ganzes Arbeiten revolutioniert und aus mir einen deutlich entspannteren Designer gemacht.
Wireframes sind wie der Bauplan für ein Haus: Niemand würde auf die Idee kommen, ohne Grundriss zu bauen, aber bei Websites machen wir das ständig. Heute zeige ich dir, warum Wireframes dein bester Freund im Webdesign werden können und wie du sie von Grund auf erstellst.
Was sind Wireframes und warum brauche ich sie?
Ein Wireframe ist im Grunde ein Skelett deiner Website. Stell dir vor, du schaust einen Menschen an, aber siehst nur die Knochen – keine Haut, keine Haare, kein Make-up. Genau so funktioniert ein Wireframe: Es zeigt die pure Struktur ohne jegliche Ablenkung durch Farben, Bilder oder fancy Schriftarten.
Diese grauen Kästen und Linien mögen auf den ersten Blick langweilig aussehen, aber sie sind wahre Superhelden. In meiner Erfahrung als Webdesigner haben Wireframes drei entscheidende Superkräfte:
Klarheit schaffen: Ohne die Ablenkung durch Design-Elemente konzentrierst du dich ausschließlich auf die Funktion. Wo kommt der Call-to-Action Button hin? Wie navigiert der Nutzer durch die Seite? Diese Fragen beantwortest du, bevor du auch nur einen Gedanken an die perfekte Schriftart verschwendest.
Zeit sparen: Änderungen in einem Wireframe dauern Minuten, nicht Stunden. Wenn der Kunde plötzlich das Kontaktformular oben statt unten haben möchte, verschiebst du einfach ein graues Rechteck. Kein Neudesign der gesamten Seite nötig.
Kommunikation verbessern: Wireframes sprechen eine universelle Sprache. Jeder versteht sofort, was gemeint ist – vom technikscheuen Bäcker bis zum perfektionistischen Marketing-Manager.
Wie ich bereits in meinem Artikel über mehr als nur Optik im Webdesign erklärt habe, geht es beim Webdesign um weit mehr als nur das Aussehen. Wireframes sind der perfekte Beweis dafür: Sie sehen aus wie nichts, bewirken aber alles.

Meine ersten Schritte: Wireframes von null aufsetzen
Der Start ist immer das Schwierigste. Ich starre auf ein leeres Blatt (oder einen leeren Bildschirm) und frage mich: "Wo fange ich bloß an?" Die gute Nachricht: Es gibt eine bewährte Methode, die ich dir gerne verrate.
Schritt 1: Die Bestandsaufnahme
Bevor ich auch nur einen Strich zeichne, sammle ich alle Informationen.
Was soll auf die Website?
Welche Inhalte sind am wichtigsten?
Wer ist die Zielgruppe?
Ich erstelle mir eine Art Einkaufsliste aller Elemente, die später auf der Website landen sollen.
Diese Liste sieht oft chaotisch aus: "Über uns Text", "Kontaktformular", "Produktbilder", "Newsletter-Anmeldung", "Social Media Links". Völlig normal! Chaos ist der erste Schritt zur Ordnung.
Schritt 2: Die Prioritäten setzen
Jetzt wird aussortiert. Nicht alles, was gewünscht wird, ist auch wirklich nötig. Ich teile die Elemente in drei Kategorien: "Muss haben", "Wäre schön" und "Können wir vergessen".
Diese Übung ist oft schmerzhaft, aber unglaublich wertvoll. Plötzlich wird klar, was wirklich wichtig ist.
Schritt 3: Papier oder digital?
Hier scheiden sich die Geister. Ich starte fast immer mit Papier und Stift. Warum? Weil es schnell geht und keine technischen Hürden gibt. Ein paar Rechtecke hier, ein paar Linien da – fertig ist der erste Entwurf.
Erst wenn die grobe Richtung stimmt, wechsle ich zu digitalen Tools. Ich nutze dann meistens Figma aber es ist egal welches Tool du nutzt– Hauptsache, es funktioniert für dich. Das Tool ist nebensächlich, die Idee dahinter zählt.
Schritt 4: Groß denken, klein anfangen
Ich beginne immer mit der wichtigsten Seite – meist der Startseite. Hier zeichne ich zuerst die großen Blöcke: Header, Hauptinhalt, Sidebar, Footer. Wie ein Puzzle, bei dem ich erst den Rahmen lege.
Dann arbeite ich mich ins Detail vor. Wo kommt das Logo hin? Wie sieht die Navigation aus? Wo platziere ich den wichtigsten Call-to-Action? Schritt für Schritt wird aus dem groben Rahmen eine konkrete Struktur.
Der Wireframe-Workflow: Vom Chaos zur Klarheit
Jetzt wird es richtig spannend! Der eigentliche Wireframe-Prozess ist wie ein Tanz zwischen Kreativität und Struktur. Ich habe einen Workflow entwickelt, der mir das Leben enorm erleichtert.
Die Iteration ist dein Freund
Mein erster Wireframe ist immer schlecht. Immer! Und das ist völlig okay. Der erste Entwurf ist dazu da, die Ideen aus dem Kopf aufs Papier zu bringen. Erst in der zweiten, dritten oder vierten Version entsteht etwas Brauchbares.
Ich arbeite in Zyklen: Zeichnen, bewerten, überarbeiten, wiederholen. Jede Runde bringt neue Erkenntnisse. Manchmal merke ich, dass die Navigation zu kompliziert ist. Manchmal fehlt ein wichtiges Element. Manchmal ist alles viel zu überladen.
Feedback einholen – aber richtig
Wireframes sind perfekt, um Feedback zu sammeln. Aber Vorsicht: Die Art, wie du Feedback einholst, entscheidet über den Erfolg. Ich stelle immer konkrete Fragen: "Findest du alle wichtigen Informationen auf den ersten Blick?" oder "Ist der Weg zum Kontaktformular logisch?"
Vermeide offene Fragen wie "Wie findest du es?" Das führt meist zu vagen Antworten, die dir nicht weiterhelfen.
Mobile first? Desktop first? Ich sage: Content first!
Es gibt endlose Diskussionen darüber, ob man zuerst für Mobile oder Desktop designen soll. Meine Antwort: Fang mit dem Inhalt an! Wenn die Inhaltsstruktur stimmt, funktioniert sie auf jedem Gerät.
Trotzdem erstelle ich meist separate Wireframes für verschiedene Bildschirmgrößen. Ein Smartphone hat nun mal andere Anforderungen als ein Desktop-Monitor. Die Grundstruktur bleibt gleich, aber die Anordnung passt sich an.
Versionskontrolle für Wireframes
Ja, auch Wireframes brauchen Versionskontrolle! Ich nummeriere meine Entwürfe durch: v1, v2, v3... So kann ich immer nachvollziehen, wie sich das Design entwickelt hat. Manchmal stelle ich fest, dass eine frühere Version doch besser war.

Vom grauen Kasten zur fertigen Website
Der Übergang vom Wireframe zum fertigen Design ist wie der Moment, wenn ein Schwarzweiß-Film plötzlich in Farbe explodiert. Alle Strukturen sind bereits da, jetzt kommt das Leben dazu.
Das Design folgt der Funktion
Mit einem soliden Wireframe wird das eigentliche Design zum Kinderspiel. Ich weiß bereits, wo jedes Element hingehört. Jetzt geht es nur noch darum, diese Struktur zum Leben zu erwecken: Farben wählen, Schriftarten definieren, Bilder integrieren.
Das Schöne daran: Ich kann mich voll auf die Ästhetik konzentrieren, ohne mir Gedanken über die Funktionalität machen zu müssen. Die ist bereits durchdacht und getestet.
Prototyping: Der nächste Schritt
Aus dem statischen Wireframe wird ein interaktiver Prototyp. Hier füge ich die ersten Klick-Pfade hinzu: Was passiert, wenn jemand auf den Button klickt? Wie funktiert die Navigation? Diese Zwischenschritte sparen später in der Entwicklung enorm viel Zeit.
In meinem Artikel über den Weg von Anfängerfehlern zur fertigen Website beschreibe ich ausführlich, wie wichtig es ist, jeden Schritt im Entwicklungsprozess ernst zu nehmen – und Wireframes sind definitiv einer der wichtigsten.
Die Übergabe an die Entwicklung
Ein guter Wireframe ist wie eine detaillierte Bauanleitung für den Entwickler. Alle wichtigen Informationen sind enthalten: Wo kommt was hin? Wie groß sollen die Elemente sein? Welche Funktionen werden benötigt?
Je präziser mein Wireframe, desto reibungsloser läuft die Entwicklung. Und desto weniger Rückfragen bekomme ich – was allen Beteiligten Zeit und Nerven spart.
Testen, testen, testen
Auch mit dem besten Wireframe ist die Arbeit nicht getan. Sobald die erste Version der Website steht, teste ich sie ausgiebig. Funktioniert alles wie geplant? Sind alle Elemente dort, wo sie hingehören? Stimmt die Nutzerführung?
Oft entdecke ich erst jetzt kleinere Schwächen im ursprünglichen Wireframe. Das ist normal und völlig okay. Wichtig ist, dass ich diese Erkenntnisse für das nächste Projekt mitnehme.
Fazit
Wireframes haben meinen Prozess Webdesigner komplett verändert. Was früher chaotisch und stressig war, läuft heute strukturiert und entspannt ab. Diese simplen grauen Kästen sind zu meinen treuesten Begleitern geworden – und ich kann mir nicht mehr vorstellen, ohne sie zu arbeiten. 🚀
Der größte Vorteil von Wireframes ist nicht die gesparte Zeit oder die bessere Kommunikation – obwohl beides stimmt. Der größte Vorteil ist die Ruhe, die sie in den Designprozess bringen. Wenn die Struktur steht, kann ich mich entspannt um die Details kümmern.
Falls du bisher ohne Wireframes gearbeitet hast, probiere es beim nächsten Projekt einfach mal aus. Nimm dir eine Stunde Zeit, skizziere die grobe Struktur und schaue, wie sich das auf deinen Workflow auswirkt. Ich bin mir sicher, du wirst positiv überrascht sein.
Bei BlackForest-WebCraft setze ich Wireframes in jedem Projekt ein – von der kleinen Unternehmenswebsite bis zum komplexen Online-Shop. Sie sind das Fundament für jedes erfolgreiche Webdesign-Projekt. Wenn du Unterstützung bei deinem nächsten Website-Projekt brauchst oder einfach mal über Wireframes und Webdesign sprechen möchtest, melde dich gerne bei mir. Gemeinsam bringen wir Struktur in dein digitales Chaos! 💪





